1. Erinnerung und Spurensuche
Beim Durchsehen alter Fotos fiel mir ein Ordner in die Hände – Bilder von einem stillen, sonnigen Tag auf dem Kriegsgräberfriedhof bei Warburg. Ich war damals auf den Spuren meines Großvaters unterwegs, der in den letzten Kriegstagen dort sein Grab fand.
Viele Jahre hatte ich die Unterlagen, die ich bei der ehemaligen WAST (Deutsche Dienststelle) angefordert hatte, immer wieder zur Hand genommen, aber nie den Mut gehabt, tatsächlich hinzufahren. Bis zu diesem Tag.
2. Sein letzter Weg
Aus den Akten wusste ich, dass mein Großvater in den letzten Kriegstagen in der Nähe von Warburg aus einem Zug geholt wurde, um die Stadt gegen die Amerikaner zu verteidigen.
Er war schwer verwundet – ein Lungendurchschuss – und kam in ein amerikanisches Lazarett, wo er wenige Tage später starb.
Seine Grabstätte liegt heute auf dem Kriegsgräberfriedhof Büren, einem friedlichen Ort, eingebettet zwischen Feldern und Hügeln.
3. Der Moment des Besuchs
Ich fand den Friedhof in der Online-Datenbank des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., notierte Block und Reihe und machte mich auf den Weg. Auf diesem Friedhof sind fast 500 Soldaten bestattet, die teilweise aus der Umgebung umgebettet wurden.
Als ich zwischen den weißen Kreuzen stand, war mir gleichzeitig beklommen und ruhig zumute. Ich legte einen kleinen Stein auf sein Kreuz, sprach ein paar leise Worte – und schickte meiner Mutter ein Foto.
Sie schrieb mir: „Danke, dass du ihn besucht hast.“
4. Warum ich diese Geschichte teile
Für mich war dieser Besuch mehr als nur eine Geste des Gedenkens.
Er war ein Stück Familienforschung – eine Reise zu einem Ort, an dem Geschichte greifbar wird.
Wer seine Ahnen im 20. Jahrhundert sucht, stößt früher oder später auf Spuren des Krieges. Und genau hier möchte ich meine Erfahrung weitergeben.
🔎 So kannst du selbst nachforschen
Wenn du nach einem im Krieg gefallenen Angehörigen suchst, gibt es mehrere Stellen, die helfen können:
1. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
🔗 Online-Gräbersuche des Volksbunds
Dort kannst du nach Namen, Geburtsdatum oder Sterbeort suchen und erfährst, ob ein Grab bekannt ist.
Die meisten Einträge enthalten Block- und Grabnummer sowie Friedhofsname.
2. Bundesarchiv – Abteilung PA (ehemals WAST)
🔗 Anfrage an das Bundesarchiv (ehemals WAST)
Hier erhältst du auf Anfrage Informationen zu Wehrdienst, Einsatzorten, Verwundungen und Todesumständen von Soldaten des Zweiten Weltkriegs.
Die Bearbeitung kann einige Monate dauern, lohnt sich aber, wenn du den Lebensweg deines Angehörigen nachvollziehen möchtest.
3. Ergänzende Quellen
- Heimatarchive und Standesämter – oft liegen dort Verlustmeldungen oder Nachkriegslisten.
- Kirchenbücher und Familienanzeigen – insbesondere bei Rückkehrern oder vermissten Angehörigen.
- Regionale Zeitungen aus den 1940er-Jahren – manchmal mit Todesanzeigen oder Dankesworten.
Tipp:
Mach dir Notizen zu allen Daten, Fundstellen und Kontaktpersonen. Diese Unterlagen sind wertvoll, wenn du später weitere Puzzlestücke zusammenfügen willst.


