🌾 Kochen wie in der Vorgeschichte – unser Palafit-Food-Abenteuer

Frühjahr 2021, mitten in der Corona-Zeit: Masken, Abstand – und doch ein Gefühl von Nähe. An einer Kochstelle auf der Zeiteninsel begann unser kulinarisches Experiment.

Wenn man Archäologie mit allen Sinnen erleben will, führt kein Weg an der Küche vorbei.
Die Idee, mit der AG Lebendige Archäologie der Zeiteninsel einmal ganz praktisch in die Kochtöpfe der Vorgeschichte zu schauen, hatte ich schon länger.
Als ich vom europäischen Wettbewerb Palafit Food hörte, war klar: Da machen wir mit!

Ich wollte zeigen, dass experimentelle Archäologie nicht nur aus Ausgrabungen und Funden besteht, sondern auch aus Geschmack, Duft, Handarbeit – und ganz viel Teamgeist.


🔥 Von der Idee zum Feuerplatz

Die Organisation war schnell gemacht: Zutatenlisten, Lehmöfen, Getreidesorten, Experimente mit Kräutern, Fisch und Fleisch.
Schon bald verwandelte sich unsere kleine AG in eine muntere Versuchsküche.
Wir haben gekocht, probiert, gelacht, verworfen und wieder neu angesetzt.
Nicht immer war alles sofort lecker – aber immer spannend.

Und ganz ehrlich: ohne dieses Projekt wäre die Corona-Zeit noch um einiges trostloser gewesen.
Weil wir draußen kochen konnten, hatten wir die Möglichkeit, uns mit Abstand zu treffen – am Feuer, in frischer Luft, mit echtem Austausch.
Diese Nachmittage waren kleine Inseln der Normalität in einer sonst stillen Zeit.
Das gemeinsame Tun, das Lachen über verkohlte Fladen und die Freude über jedes gelungene Rezept haben uns damals buchstäblich über Wasser gehalten.


🪨 Steinzeit und Bronzezeit – Kochen in den Pfahlbauten

Im Mittelpunkt unserer Teilnahme an der Palafit-Food-Challenge standen die Pfahlbautenzeiten am Bodensee – also Stein- und Bronzezeit.
Uns reizte die Frage: Wie haben die Menschen damals gekocht, gegessen und ihre Mahlzeiten zubereitet?

Das Besondere an der Challenge war der Wettbewerbscharakter über mehrere Monate:
Jeden Monat gab es ein neues Thema – etwa „Frühstück“, „Festmahl“ oder „Alltagsküche“ –
und dazu eine streng vorgegebene Liste von Zutaten, die auf archäologischen Funden basierte.

Diese Beschränkung machte den Reiz aus: Wir mussten kreativ werden, improvisieren, Zutaten anders denken und kombinieren.
Von Emmer, Einkorn und Hirse über Hülsenfrüchte und Wildkräuter bis zu Honig und Fisch – alles, was archäologisch belegt war, durfte verwendet werden.

Viele Gerichte wurden im Lehmbackofen gebacken oder über offenem Feuer gegart.
Es war faszinierend zu erleben, wie sich Aromen entfalten, wenn man nur mit Naturmaterialien, Geduld und Geschick arbeitet – ganz ohne moderne Hilfsmittel.


🍲 Kochen als Experiment

Frühjahr 2021 – Kochen im Freien, Abstand halten, gemeinsam forschen. Unser Feuerplatz wurde zum Treffpunkt in einer besonderen Zeit.

Es ging nie darum, perfekte Gerichte zu servieren, sondern Erfahrungen zu sammeln:
Wie reagiert ein Tongefäß im offenen Feuer? Wie verändert sich der Geschmack, wenn man nur mit Kräutern kocht?
Wir haben Zutaten aus der Region verwendet, soweit möglich in alter Form – Emmer, Dinkel, Erbsen, Leinöl.

Und jedes Mal, wenn der Rauch aufstieg, roch es nach Geschichte.


🌿 Was bleibt

Ein stiller Moment im Experiment: Arbeiten mit Ton, Licht und Zeit – archäologisches Kochen bedeutet auch Geduld und Handwerk.

Das Projekt hat uns gezeigt, dass Kochen in der Vorgeschichte weit mehr ist als ein nettes Beiwerk.
Es ist Forschung zum Anfassen, gemeinsames Erleben, und manchmal schlicht pures Glück, wenn ein Brot gelingt oder eine Suppe besonders rund schmeckt.

Ich möchte diese Erfahrungen bewahren, weil sie uns alle näher an das heranbringen, was Menschen damals bewegte:
Nahrung, Gemeinschaft und das Feuer in der Mitte.

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🕯️ Danke

Mein besonderer Dank gilt allen Mitgliedern der AG Lebendige Archäologie, die mit Enthusiasmus und Humor dabei waren –
und Dennis, der unsere Versuche filmisch festgehalten hat.
Mit seiner freundlichen Genehmigung sind hier einige Videos eingebettet.


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🍂 Ein Tag in Weilburg – Eindrücke vom hessenArchäologietag 2025

Anreise & Atmosphäre

Mein heutiger Tag stand ganz im Zeichen der Archäologie in Hessen. Ich bin nach Weilburg gefahren, einer wunderschön gelegenen Stadt über der Lahn im Landkreis Limburg-Weilburg, um am hessenArchäologietag teilzunehmen.
Die Veranstaltung fand in der Stadthalle Weilburg statt, die sich in der historischen Altstadt oberhalb des Lahntals befindet. Von dort aus konnte man das barocke Schloss mit seiner prachtvollen Gartenanlage zwar nicht direkt sehen – aber es war nur ein kurzer Spaziergang entfernt, und mittags wurden sogar kleine Stadtführungen angeboten.

Der Besucherandrang war groß: Fast alle Stühle waren besetzt, was zeigt, wie groß das Interesse an der Archäologie in Hessen ist. Der diesjährige Schwerpunkt lag auf dem Landkreis Limburg-Weilburg – für mich besonders spannend, weil mein eigener Wirkungskreis im benachbarten Landkreis Marburg-Biedenkopf liegt.

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🏺 Ursprüngliche Keramik – Meilerbrand auf der Zeiteninsel

Am vergangenen Wochenende fand auf der Zeiteninsel der Abschluss unseres VHS-Kurses „Ursprüngliche Keramik“ der Volkshochschule Marburg-Biedenkopf statt. Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen haben wir die in den Wochen zuvor gefertigten Gefäße in einem sogenannten Meilerbrand gebrannt – einer alten, spannenden und etwas unberechenbaren Methode, die immer wieder neue Überraschungen bereithält.

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🇺🇸 Die beiden Amerika-Reisen der Familie Schuler

Karl Friedrich und August Gottlieb – Vater und Sohn zwischen Enger und Quincy

Zwei Generationen, zwei Ozeanüberquerungen, ein gemeinsamer Traum:
die Suche nach einem besseren Leben – und die Rückkehr in die Erinnerung.

🧵 Enger im 19. Jahrhundert – Weber im Wandel

Als Karl Friedrich Schuler, geboren 1854 in Enger (Westfalen), das Handwerk des Leinwebers erlernte, steckte sein Beruf bereits in der Krise.
Im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brach in ganz Westfalen die traditionelle Hausweberei zusammen.
Mechanische Webstühle und Fabrikarbeit verdrängten das alte Handwerk.
Viele Familien verloren ihr Einkommen, Armut und Auswanderung prägten die Zeit.

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📜 Wie alles begann – Meine Spurensuche in der Familie

Seit meiner Jugend faszinieren mich Geschichten über meine Vorfahren. Alte Fotos, Erzählungen am Küchentisch, handgeschriebene Briefe – all das weckte früh mein Interesse an der Familiengeschichte. Besonders die mütterliche Linie führte mich schon bald auf eine spannende Spur: Sie stammt aus dem Raum Regensburg, trägt ein Familienwappen und lässt sich – mit etwas genealogischem Glück – bis in die Zeit Karls des Großen zurückverfolgen.

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