Am vergangenen Wochenende fand auf der Zeiteninsel der Abschluss unseres VHS-Kurses „Ursprüngliche Keramik“ der Volkshochschule Marburg-Biedenkopf statt. Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen haben wir die in den Wochen zuvor gefertigten Gefäße in einem sogenannten Meilerbrand gebrannt – einer alten, spannenden und etwas unberechenbaren Methode, die immer wieder neue Überraschungen bereithält.
🔥 Vorbereitung und Aufwärmen
Schon am Samstagmorgen ging es los: Die Gefäße wurden zunächst aufgewärmt, um Temperaturschocks zu vermeiden. Dazu stellten wir sie auf Holzbrettchen am Rand der Brandgrube, damit sie keinen Kontakt mit dem noch feuchten Boden bekamen.
In der Mitte der Grube brannte ein Feuer, das wir über Stunden hinweg gleichmäßig hielten und die Gefäße regelmäßig drehten, damit alle Seiten gleichmäßig warm wurden.
Da die Grube nicht überall dieselbe Temperatur erreichte, mussten einige Gefäße zeitweise getauscht werden – so dass jedes Stück einmal „an die warme Seite“ kam.


🌦 Ein bisschen Regen – und schnelle Entscheidungen
Nach rund zwei Stunden wollten wir die Keramik tiefer in die Grube setzen, doch ein leichter Nieselregen zwang uns, etwas schneller zu arbeiten. Einige Gefäße waren dadurch noch nicht vollständig erhitzt und sprangen beim Einsetzen – ein Risiko, das bei offenen Bränden dazugehört. Auch das gehört zum Lernprozess: Jeder Brand zeigt, wie empfindlich Ton auf Temperaturunterschiede reagiert.
🔄 Vom Vorfeuer zum Meiler
Nachdem alle Stücke warm genug waren, räumten wir das Vorfeuer aus und stellten die Gefäße in die Mitte der Grube.
Bevor sie direkt mit den Flammen in Kontakt kamen, deckten wir sie mit alten Scherben ab – als Schutzschicht. Viele der Gefäße wurden außerdem innen mit Blättern gefüllt, um beim Brand eine Schwarzfärbung zu erzielen.
Dann legten wir rund um die Gefäße einen Feuerkranz, schürten ihn nach und nach höher und schoben die Glut schließlich in die Mitte, bis alles vollständig bedeckt war.


🌫 Reduzieren und Abdecken
Nach etwa zwei Stunden intensiver Hitze – gegen 16 Uhr – begann die Phase der Reduktion.
Dazu bedeckten wir den Meiler mit feuchten Blättern, Rinden und Erde, um den Sauerstoffzufluss zu verringern. So entstehen die typischen dunklen und geflammten Färbungen, die diesen Brand so besonders machen.
Wir hielten den Meiler den restlichen Tag über im Blick und verschlossen jede kleine Rauchöffnung wieder mit Erde, sobald ein Wölkchen aufstieg.


🌞 Öffnen des Meilers
Am nächsten Nachmittag war der Moment gekommen: Beim Öffnen des Meilers stieg noch Rauch auf, und die Keramik war immer noch heiß. Doch der Anblick entschädigte für alles – wunderschöne Farbspiele in Grau-, Braun- und Schwarztönen, teils tiefschwarz, teils sanft geflammt.
Ein anschließender Klangtest zeigte, dass die Gefäße einen klaren, hellen Ton von sich gaben – ein sicheres Zeichen dafür, dass die optimale Brenntemperatur erreicht worden war. Alle Stücke sind gut durchgebrannt und weisen eine stabile Festigkeit auf.
Trotz kleiner Verluste sind wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Jeder Brand hat seinen eigenen Charakter, und wir freuen uns schon auf den nächsten Versuch!
Fotos: Meike Schuler-Haas, Karin Brück, Melanie Recke, Sibille Justus







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