Linien, Spuren, Geschichten
Die Ritzverzierung zählt zu den ältesten Dekortechniken überhaupt.
Mit einem spitzen Werkzeug werden Linien, Punkte oder Muster in die noch lederharte Oberfläche des Tons eingeritzt oder gedrückt.
So entstehen klare Konturen, die beim Brand erhalten bleiben und die Form des Gefäßes betonen.
Ich arbeite mit einfachen Werkzeugen – Holzstäbchen, Knochenspitzen oder abgebrochenen Tonscherben.
Je nach Druck, Winkel und Tempo entstehen feine, fließende Linien oder kräftige, tiefe Rillen.
Manchmal folgt das Muster der Gefäßform, manchmal steht es bewusst im Kontrast dazu.
In der Vorgeschichte war das Einritzen von Ornamenten weit verbreitet.
Vor allem in der Bandkeramik und der Rössener Kultur wurden Gefäße mit geometrischen Mustern versehen – Zickzacklinien, Spiralen, Wellenbänder oder Punktreihen –, die bis heute eine erstaunliche Ausdruckskraft besitzen.
Mich begeistert an dieser Technik, dass sie so unmittelbar ist:
Die Linie entsteht direkt unter der Hand, ohne Zwischenschritt, ohne Korrektur.
Sie ist Bewegung in Ton gebannt – ein kleines Stück Rhythmus, das sichtbar bleibt, selbst nach Jahrtausenden.


